Mein Name ist Hannes

Mein Name ist Hannes, ich bin jetzt 32 Jahre alt. Als Kind wollte ich immer Schriftsteller werden und Kinderbücher schreiben, die so schön sind wie Jim Knopf. Doch es kam anders. Bei diesem Text habe ich mir Hilfe gesucht, damit er gut ist und jeder versteht, was ich sagen möchte.

Doch gehen wir zurück nach Hannover, wo ich groß wurde, 16 Jahre in die Vergangenheit, in mein Jugendzimmer. Oh, das Gefühl, dieses wunderbare Gefühl. Es ist so schön, ich will nicht, dass es aufhört. Nein, es soll ewig bleiben. Es soll nicht aufhören! Ich habe Angst, dass es aufhört. Denn da holt es mich wieder ein. Ich wünschte, es wäre anders gekommen.
Doch so waren meine Gedanken, als ich mit 16 anfing, Heroin zu rauchen.
Mein Vater, gelernter Architekt, und meine Mutter, Einzelhandelsverkäuferin – für sie war es die Hölle. Vor Kurzem hatte ich ihnen gebeichtet, dass ich homosexuell bin. Was meine Familie gemischt aufnahm. Ich, unter vier Geschwistern, war das einzige Kind, was derart verhaltensauffällig wurde. Ich wollte einfach mal was Verrücktes ausprobieren, was mich erfüllt im Leben. Ich habe danach gesucht, Erfüllung im Leben, und bin dann an die Drogen gekommen. Die mir das Gefühl schenken, was niemals enden soll! Hätte ich gewusst, dass es mich so lange verfolgen wird, ich hätte es niemals probiert. Mein Vater war außer sich, als er mich damit erwischte. Ich sollte sofort eine Therapie machen. Ich hatte keine Wahl, ich riss von zu Hause aus und zog zu meinem Freund. Dieser war 10 Jahre älter und auch drogensüchtig und hatte eine Einzimmerwohnung. Eng, aber was will man machen.

Ein tolles Paar wie Pech und Schwefel. Zwei Männer, die nichts aufhalten kann, die beweisen, dass die wahre Liebe siegt. Die mit allen Schwierigkeiten fertig werden. Die sich so romantisch lieben, dass alle anderen neidisch werden. Ja, mein Traum, mein wunderschöner Traum. So wollte ich es sehen. Doch wie war es wirklich…?

Es ist so, dass ich alle Leute wirklich liebe dafür, dass sie mich nicht ansehen, als sei ich ein Monster, mich nicht mies behandeln, obwohl ich auch mal Böses getan habe. Dafür küsse ich eure Herzen. Wovon ich euch nun berichte, ist nicht schön. Doch so war es leider.

Ich werde euch jetzt schreiben, was ich tat, damit der Drogenrausch nicht aufhört. Was ich tat, damit ich von meinem Freund Beachtung fand. Und auch bei ihm das Gefühl der Drogen niemals aufhört. Ich verkaufte meinen Körper. Mein Freund war damit einverstanden, solange wir alles Geld teilen. Damit er sein Crack rauchen kann, weil er das lieber mag als Heroin, und ich mein Heroin bekomme. Und wir uns dann lieben können. Ist doch nicht so schlimm. So wollte ich das.

Was kostet das so? 20 Euro Oralverkehr, 40 € Oral- und Analverkehr, 70 € alles ohne Kondom. Aussehen ist da wichtig. Immer schön geschminkt, und die Sachen mussten auch immer gut gewaschen werden, und ich gut riechen. Damit die Männer mich mitnehmen.
Wo macht man das…? Am besten am Bahnhof.
So wurde nicht für das Geld gebettelt, und das Gefühl blieb für mich und meinen geliebten Mann.

Doch wenn es endet, da werde ich geschlagen. Mein Freund schlug mir bei einem Wutausbruch 2 Zähne aus. Und danach brachte er mich zum Notdienst, damit die mich zusammenflicken. Ein anderes Mal brach er mir einen Handknochen. Weil meine Eltern mich enterbt haben. Ich verstand das von ihm. Ich hätte auch gerne viel Geld geerbt. Ich wollte an der Liebe festhalten. Seine Wut war heftig. Er konnte der allerliebste Mensch sein. Und im nächsten Moment einfach eine Bestie. Ich wünschte oft, ich wäre so stark wie Iron Man. Hätte solche Muskeln, dass ich ihn einmal zurückhauen könnte – so, dass er bis zum Mond fliegt und endlich merkt, wie es ist. Oder ich sperre ihn ein. Und wenn er meint, das sei schon schlimm, dann mache ich ihm auch noch das Licht aus, damit er im Dunkeln sitzen muss. Und ich lache – lache, wenn es ihm schlecht geht. Doch ich lag immer blutend am Boden. Weil ich nicht kämpfen kann.

Als ich meine HIV-Diagnose bekam und klar wurde, dass ich keine Sexarbeit mehr machen kann, hat er mich vor die Tür gesetzt. Das Gefühl, es war zu Ende.

Mein Traum einer wunderschönen Beziehung stand durch die Drogen im Licht. Doch eigentlich lag er im Schatten. Ich streichelte selbst meine eigenen Hämatome. Niemand war wirklich für mich da.

Die Wirklichkeit – schrecklich wie ein ausbrechender Vulkan, der die schönste idyllische Südseeinsel bedroht. Wie Lava, die auf das schöne, im Traum gebaute Haus fließt, es umschlingt und schließlich ganz verbrennt. Wie die Krämpfe, die meine Adern entlangwandern bei diesem Entzug, bei dem keiner für mich da war. Jetzt bin ich 9 Monate auf Methadon. Und bald, bestimmt bald, bekomme ich eine Wohnung und kann aus der Obdachlosenunterkunft raus. Mein Mann hat mich auf seinem Telefon blockiert. Er ist definitiv aus. Jemand hat mir erzählt, dass er jetzt in der JVA ist. Kann sein, aber die Leute erzählen viel.

Mein Entzug ist zu Ende. Ich will da auf keinen Fall mehr rein.Ich darf nichts wieder nehmen, sonst kommt er wieder – der Entzug. Und dass ich dort Licht sehe, wo eigentlich Schatten ist. Das Gefühl ist zu Ende.