im Frühsommer lässt die zupackende Kraft von Corona spürbar nach. Es erfolgen Lockerungen, unfreiwilliger Arrest wird peu a`peu aufgehoben. Die Café Betreiber und die Gastwirte atmen auf – dürfen wieder arbeiten, wenn auch maskiert. Der Rubel rollt wieder. Die ersten Schauspieler kommen aus der Deckung auf die Bühne. Theateratmosphäre breitet sich zaghaft aus. Maske in Blau, in allen möglichen Facetten, Antigone. Theater zu Coronakonditionen bieten dem Virus die Stirn. Unsere Sportgruppe darf sich wieder zu rhythmischen Klängen bewegen- das erste Mal nach 6 Monaten, Schwimmen im See, Urlaubsfeeling, die unbeschwerte Leichtigkeit des Seins. Später drehe ich meine Runden im Hallenbad der Schwimmoper. Hier und da rot-weißes Absperrband. Ich und meine Schwimm Ambitionierten tragen’s mit Fassung. Kinder tollen auf dem Spielplatz. Ein fast vertrautes Bild.
Der Labrador meines Sohnes nimmt ein Bad im Padersee. Wir schicken Scouby ein Lächeln hinterher. Apropos Padersee, befinde mich in einer Gruppe mitten im Lachyoga. Barbara hilft uns, unsere Lachmuskeln wieder auf Vordermann zu bringen. Die erzwungene Enthaltsamkeit hinterlässt ihre Spuren. Wir stimmen eine Lachhymne nach der anderen an. Majestätisch zieht der Schwan seine Bahn, im Gefolge von Blesshühnern. Nebelschwaden über’n See. Am satten Grün des Ufers erleben wir Glücksmomente. Die Natur wird bunter. Herbststimmung macht sich breit. Das Laub raschelt unter meinen Schuhen im Haxtergrund. Eine herrliche Landschaft glänzt in der Sonne. Mein Fahrrad hinterlässt eine Schneise auf dem mit üppigem Laub bedeckten Pfad im Riemekepark. Inzwischen sind wir im November angelangt.
Das Virus ist noch nicht besiegt. Erneut fluten Horrormeldungen von wieder ansteigenden Infektionszahlen den Raum. Statt Lockdown light, Lockdown strong? Cafés Restaurants wieder dicht – the same procedure – das Kulturleben wieder auf Eis gelegt. Veranstaltungen auf den sankt Nimmerleinstag verschoben. Ich zucke zusammen, ein Coronafall in meinem unmittelbaren sozialen Umfeld. Querdenker und Montagsdemonstranten befinden sich auch darunter. Wem soll man glauben? Ich lasse einen Brief in dem Postkasten vor dem Bahnhof verschwinden. Da steht mit dickem Filzstift geschrieben: Nur Liebesbriefe einwerfen. Beim Betreten der Bahnhofshalle werde ich schwermütig. Kein Chor – keine Aerosole!. Summe den alten Gospel vor mich hin “He’s got the whole world in his hand!” Ich entwerte mein Bahnticket, gehe in Richtung Gleis. “Kommen Sie mir nicht zu nahe”, fährt mich ein aufgebrachter Fahrgast, der vor mir steht, an. Registriere die Abstandsmarkierung Abstand halten Vergangenheit gewiss, leben im Hier und Jetzt! Zukunft ungewiss.
I am back –
ich bin zurück Ich bin multikulturell- über die ganze Erde verteilt- beherrsche alle Sprachen, I am back, je suis de retour le monde est à moi.Die Welt gehört mir. I’ve got the whole world in my hand. Ich bin unsichtbar – doch nicht uneffektiv – greife die Gesundheit meiner Opfer an. Im aktuellen Fall, mein Opfer heißt.. ach, lassen wir das, Namen sind wie Schall und Rauch. Wichtiger als die Identität ist, was ich in ihnen anrichte, vorübergehende oder sogar bleibende Schäden auslöse, Long Covid, mein Spezialgebiet. Da kenne ich mich bestens aus. Mein Opfer klagt über Unwohlsein, Erkältungssymptome kommen hinzu. Schnupfen, Husten Heiserkeit – nichts Spektakuläres! Mein Opfer entschließt sich zu einem Test: die Apothekerin bestätigt das Ergebnis, positiv. Corona, sag ich doch. Jetzt kennt ihr den Übeltäter. Mein Opfer steigt in das Auto ihres Liebsten. Die Sonne lacht von azurblauen Himmel. Ich bin zurück – I am back – Totgeglaubte leben länger. Deprimiert verlassen die Maskierten das Gefährt. Zurück geht’s in die Gemächer des Opfers. Der Liebste zieht von dannen. Nun ist das Opfer mir ausgeliefert, mit all seinen Unannehmlichkeiten, Isolation, keine Kontakte. Mein Opfer steht im Bad vor dem Spiegel, gurgelt mit Salviathymol, mein Lachen ist frivol! Mein Opfer sieht das Konterfei con Christian Drost4en im Fernsehen, während einer Talkshow, dessen süffisantes Grinsen ergießt sich über den Bildschirm. Der Herr der Viren gibt sich die Ehre. Sein Betätigungsfeld, die Charité in Berlin. Keine Zärtlichkeiten, keine Küsse mehr im Aufzug. Jetzt beginnt mein Reich. Später im Bett wälzt sich mein Opfer on einer Seite zur anderen, laufende Nase, verstopfte Schleimhäute, Hustenanfälle. Der Sohn meines Opfers sagt beschwichtigend am Telefon: “Mama, das wird schon wieder! Schon einmal wurde ich in einem Beitrag thematisiert. “der ungebetene Gast”, habe mich schon einmal in denselben Körper meines Opfers eingenistet. Ich bin unsichtbar!Unberechenbar! Ein paar Tage später, mein Selbstwertgefühl schwächelt, auf einmal komme ich ins Straucheln. Mein Opfer peilt erneut einen Test an: negativ… neg….ne…!
Das Corona Virus ist besiegt, doch wars das noch nicht!
In den frühen Morgenstunden zum Wochenauftakt, erfasst sie ein Schwindel, le Vertige, der Boden schwankt unter ihren Füßen. Oben der Fußboden – unten die Decke – die Welt gerät aus den Fugen. La terre se tourne, die Welt dreht sich. “Das Innenohr reguliert den Gleichgewichtssinn”, murmelt sie, als der Schwindel nachlässt. Die Ärztin empfiehlt ihr, bestimmte Übungen zu machen, den Kopf rechts, den Kopf links drehen, Drehung rechts, Drehung links. Drehung geradeaus! Im Geiste tanzt sie mit ihrem Liebsten Wiener Walzer, Drehung links, Drehung rechts. Sie macht erneut die Übungen. Schwindel lass nach! Derselbe lässt sich noch Zeit.